Das sagen die anderen…..
Kritiken zur LP – NEOLIBERALE KACKSCHEIßE
Musikerxpress
https://www.musikexpress.de/reviews/dr-drexler-project-neoliberale-kackscheisse/
Wie das Dr. Drexler Project drauf ist, daran lässt es keinen Zweifel. Ob Albumtitel NEOLIBERALE KACKSCHEISSE oder die Songtitel von „Eure Heimat kotzt mich an“ bis zu „Grüner Kapitalismus“, die Botschaft ist klar: Es geht gegen Patriotismus, Rassismus, Kapitalismus und so gut wie jeden anderen Ismus, den die Linke traditionell ins Visier nimmt. Es ist also nicht überraschend, in welche Richtung das Quartett austeilt, eine Art Augsburger Allstar-Band aus Mitgliedern von Der Herr Polaris, Schnitt oder Das Format. Ein bisserl unvorhergesehen ist die Musik, so wie sie sich vehement wehrt gegen ihre allzu leichte Konsumierbarkeit. Nein, das ist kein bierseliger Schrammelpunk, hier standen nicht Sex Pistols oder The Clash, sondern ganz andere Punks Pate. Zu hören ist die Sperrigkeit der mittleren bis späten Goldenen Zitronen, die Verdrehtheit von Palais Schaumburg, und in den besten Momenten sogar die Knurrigkeit von S.Y.P.H. oder der Fehlfarben.
Kritiken zur LP – Kapitalakkumulation
Plattentests.de
https://www.plattentests.de/rezi.php?show=16509
… Dr. Drexler Project geht nun mehr ans Eingemachte – mit zerkratztem Elektro- und Post-Punk zwischen Dada und gaga sowie mit Jahnke als durchdrehender Hofnarr der Großkonzerne in vorderster Front. Teil seines Projekts ist auch Bruno Tenschert, der seine Ex-Band Die Herren Polaris nach einem Plüsch-Eisbär benannt haben soll – was uns zu den frostigen Anfängen der Neuen Deutschen Welle und zur gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Vergletscherung der frühen Achtziger führt. Denn an genau dieser operieren Dr. Drexler Project herum.
Das verdeutlichen schon die rohen Ätzgitarren der Single “Beton muss her”, die Palais Schaumburgs “Wir bauen eine neue Stadt” ins Hier und Jetzt verfrachtet. Also geradewegs Richtung Raubtier-Kapitalismus, Niedriglohnsektor und Hartz IV – Themen, die “Kapitalakkumulation” höhnisch mit analogen Knarz-Beats, vorsintflutlichen Synthies und schabenden Riffs aus dem Ascheimer verhandelt. Zwar könnten Titel wie “Infrastrukturprojekte” oder “Digitalisierung” kaum weiter von Punkrock entfernt sein, dahinter verbirgt sich jedoch stets unverhohlene Abscheu vor pervertiertem Leistungsprinzip und dem ungerührten “Das muss mehr werden!”, das der Chief Executive Officer seinem Humankapital einmal im Jahr beim Townhall Meeting vor den Latz knallt. Da wirken Zeilen wie “Wir tanzen auf den Trümmern der Schwarzen Null”, “Wir haben verstanden – aber niemals akzeptieren” oder “Wir sind alle nur ein Warenkorb” fast schon befreiend nihilistisch. Moral: lieber gemeinsam im Jobcenter sitzen als alleine bei Amazon bestellen.
Doch Schwarze Null oder nicht: Es ist Dr. Drexler Project hoch anzurechnen, dass man zu ihren spartanischen Drei-Minuten-Bömbchen tatsächlich tanzen kann. Besonders zu “Arbeitsgesellschaftskonservatismus”, das einen urbanen Surf-Bass mit Keyboard-Geflöte kreuzt, während “Der verbale Bankrott” das Ende der Party auf den durchgeschmorten Verstärkern der frühen Stooges ausruft. Der Frontmann skandiert dazu beharrlich weiter – mit gutem Grund, wenn das prekäre Trash-Chanson “Barfuß am Klavier II” und der hämische Lounge-Blues “Heute habe ich richtig gute Laune” auch die Abgehängten gebührend bedenken. Alle, denen Sätze wie “Aus meiner Wohnung bin ich geflogen / Da ist der Plattformkapitalist Airbnb eingezogen” oder “Bei Lieferando bestellen / Mit Bitcoin bezahlen / Fünfter Stock Altbau ohne Aufzug / Kein Trinkgeld” etwas sagen, werden ihren Spaß haben mit diesem dunkelgrauen Gegrantel. Gelöst ist danach nichts – aber dafür alles Punk. Und auf einmal möchte man vor lauter sozialer Kälte ein Eisbär sein.
Uglypunk :
http://uglypunk.de/2020/01/dr-drexler-%E2%80%93-kapitalakkumulation/
“Krachig, kratzige Gitarrenfetzen mischen sich mit Synthie- und Elektrosound sowie vom Bass punktuell und unstrukturiert unterstützten Beats, die keine direkte Linie erkennen lassen. Vom Mainstream ist dieses Konstrukt daher weit entfernt und der Untergrund ist auch das wo sich die Band wohlfühlt. NDW, Postpunkt, Kunstprojekt und Experimentalismus vereinen sich zu einem sperrigen Sound, dem die Texte in nichts nachstehen. Dabei wird der Antikonsum und Individualismus genauso propagiert wie die gesellschaftlichen Auswüchse, Konformität und die digitale (Reiz-)Überflutung angeprangert wird….”
Underdog Fanzine:
https://www.underdog-fanzine.de/2019/10/18/dr-drexler-project-kapitalakkumulation/
“Frittierter Dilettantismus, weniger Gitarre und Mut zur Extravaganz stehen hier im Vordergrund. Mensch und Maschine als fleischgewordene Symbiose mit dissonanten Synthie-Sounds und stakkatoartigen atonalen Klängen bieten ein solides Fundament für diesen Nostalgie-Trip in die 80er Jahre, radikal gedacht und als Avantgarde-Funk-Verschnitt gelautmalt. Wenn alle Schizophrene zusammenstehen, bauen die Architekt*innen eine neue Stadt. Infrastrukturprojekte werden eben anders geplant und ausgeführt als gedacht. Kein Grund, um schlechte Laune zu bekommen.”